SARS-CoV-2

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Letzte Woche habe ich einen Brief an die Gemeinden, bei denen ich als Betriebsarzt tätig bin, geschrieben mit der Bitte um Absagung größerer Veranstaltungen. Ich habe lange mit mir selbst gerungen, ob ich diesen Brief wirklich schreibe, schließlich möchte man nicht mit „Panikmache“ auffallen. Weiter ist mir klar, dass der Brief eines Betriebsarztes bei dem schwerwiegenden Sachverhalt nur wenig Gewicht haben kann. Soweit es zu Maßnahmen kam, danke ich den Organisatoren.

Wir liegen aktuell im Infektionsgeschehen nur wenige Tage hinter Italien. Dort liegt die Letalität berechnet aus den vorliegenden Zahlen bei 5%. Natürlich sind vielleicht noch nicht alle leichten Fälle erfaßt, sodass die Letalität niedriger sein könnte. Umgekehrt gibt es aber auch eine gewisse Latenz zwischen Diagnose und Versterben, sodass die Letalität sogar unterschätzt werden könnte. Die anfänglichen Letalitätszahlen in Wuhan lagen bei 3%, mit einer äußerst rigiden Anpassung des Gesundheitsapparates sind die Zahlen unter 1% gesunken. Wir sollten daher nicht weiter die Zahlen schön rechnen, sondern mit einer hohen Letalität rechnen, falls wir uns dann irren, umso besser.

Bei der aktuell hohen Zunahme der Fallzahlen ist absehbar, dass das Gesundheitswesen an seine Kapazitätsgrenze kommt. Dies kann zu schrecklichen moralischen Konflikten führen. Ärzte müssten entscheiden, ob Patienten mit insgesamt schlechter Prognose Beatmungsplätze freimachen müssen zugunsten von Patienten mit besserer Prognose.

Über Sinn und Unsinn von Atemschutzmasken ist viel geschrieben worden. Klar ist natürlich, dass diese einen Nutzen haben, selbst wenn dieser nicht 100% sein sollte. In der aktuellen Situation steigt der Nutzen von Atemschutz enorm an, da bei konsequenter Verwendung insbesondere bereits Infizierte nur noch in verminderter Dosis ihre Keime abgeben. Leider stehen nicht genügend solcher Masken zur Verfügung, hoffentlich werden in Europa möglichst bald solche angefertigt.

Bleibt nur aktuell weiter die Zahl der möglichen Infektionskontakte zu reduzieren. Ich selbst werde dazu bis auf weiteres abwägen, welche Termine ich wahrnehme, da arbeitsmedizinische Untersuchungen vor diesem Hintergrund letztlich immer verschiebbare Anlässe sind.

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